Heute vermeldet es Spiegel Online mal wieder: Firmen fehlen im Aufschwung Fachkräfte.
Nun, grundsätzlich mag das Problem gegeben sein. Das permanente Geseiher dahingehend ist allerdings langsam aber sicher nervig, und – wenn ich mich im Bekanntenkreis umschaue – manchmal auch nicht besonders nachvollziehbar. Da erfahre ich von einer Arbeitssuchenden, dass es „auf eine Stelle rund 100 Bewerbungen gibt“ oder lese in der Presse, dass „die Qualifikation heutiger Bewerber leider für diese Stelle nicht ausreiche“. Und statt dass dann die Stelle möglichst passend besetzt und dem Bewerber geholfen wird, bleibt die Stelle unbesetzt und man jammert. Natürlich kann ich das insofern nachvollziehen als es für die betroffenen Betriebe eine zusätzliche Belastung ist, „minderqualifizierten“ Auszubildenden Schulung und „Nachhilfe“ zukommen lassen zu müssen. Wenn es aber nicht ohne geht, ist es ziemlich schlechter Stil, sich auf die Hinterbeine zu stellen und nach Fachkräften aus dem Ausland zu jammern, die zwar hier Geld verdienen, viel aber „nach Hause“ überweisen statt die teilweise selber gefertigten Produkte zu kaufen.
Das Ganze ist in meinen Augen die Folge von über Jahre konsequent vermurkster (Schul-)Politik, gesellschaftlicher Abwertung der Hauptschule, Lohndumping, mangelnder Fortbildung von Lehrkräften, der Entlassung und Früh-Verrentung von Fachkräften in „schlechten Zeiten“ und so weiter. Jedenfalls wird sich jeder Arbeitgeber, der derzeit lauthals winselt auch fragen lassen müssen, warum er nicht früher konsequent und sozialverträglich gegengesteuert hat – zumal wir uns in Jahren befinden, in denen doppelte Abiturjahrgänge und die Aussetzung der Wehrpflicht salopp gesagt eine „Abiturientenschwemme“ zur Folge haben müsste…