Die Franzosen haben neue Pläne (Spiegel online). Ob das alles real ist, weiß ich nicht. Gut finde ich die Unterwasser- oder Hinterhof-Ideen allerdings nicht. Wie kann man einen Heidentrara aus HADOPI (dieser Sperr- und Filesharer-Three-Strikes-Unsinn) machen, dann aber jedem Ömmes einen Atomreaktor hinstellen wollen… *kopfschüttel*
Archiv der Kategorie: Energiewende
Fukushima: Nochmal schlimmer als erwartet
Es ist immer dieselbe Leier: „Wir haben viiiiiel gemessen, wissen aber nicht woher es kommt“. Diesmal sind es 10 Sv. Auch die Folgen von verklapptem radioaktivem Wasser im Meer hätte man sich ausmalen können. Stattdessen folgen immer neue „huch!“-Meldungen seitens der Betreiberfirma Tepco und neue Strahlenhöchstdosen an Stellen, an denen man nicht mit ihnen gerechnet hätte. Die taz fasst es schön zusammen.
Ich bin froh über den Ausstieg und ich denke, auf Dauer werden die Deutschen nicht alleine damit bleiben.
Schwarz-gelber oder rot-grüner Atomausstieg?
Es ist ja nun seit gestern schon amtlich – Deutschland steigt bis 2022 aus der Atomenergie aus. Das ist auch gut so, liest man doch schon wieder von von Waldbränden bedrohten Atomanlagen und der Verstopfung der Seewasserkühlung durch Quallen.
Nicht so ganz gelungen finde ich – mal wieder zum Thema „Politikverdrossenheit“ – dass die Bundesregierung das ganze nun als einen Erfolg für sich verbucht und mit nackten Fingern auf andere Parteien (natürlich vorrangig die Grünen und die SPD) zeigt: Frühere Ausstiegspläne wären Stückwerk gewesen und der aktuelle Ausstieg wäre viel besser. Wer, liebe Frau Merkel, hatte im vergangenen Jahr die Laufzeitverlängerung beschlossen um Mehreinnahmen in Sachen Brennelementesteuer einzufahren? Richtig, das war die Bundesregierung, die heute sagt, sie hätten ein viel besseres Ausstiegskonzept als das, was Rot-Grün einmal vorbereitet hatte. Ich halte es für ungeschickt, dem Volk eine derartige Posse vorzulegen, ganz blöd sind Wähler nämlich auch nicht, und selbst wenn ich schon nachvollziehen kann, dass die CDU nicht sagen wird: „Ja, rot-grün hatte recht“, so denke ich doch, etwas weniger Polemik auch gegenüber jenen, die jahrezehntelang gegen AKWs und deren Müll protestiert haben, wäre angemessen gewesen.
Mich wundert ansonsten, dass „die Stromkonzerne“ plötzlich aus allen Wolken zu fallen schienen – haben die etwa über Jahre geglaubt, auf Rot-Grün hätte man nicht hören müssen, da ja Schwarz-Gelb sowieso alles kassieren würde… das würde jedenfalls erklären, warum sich der Jubel im vergangenen Jahr bei der Verlängerung der Laufzeiten in engen Grenzen hielt.
Energiewende: Ein Fake oder nur nicht zuende gedacht
Die taz liefert mit einem Interview kritische Gedanken zur Energiewende der Bundesregierung. Ich persönlich kann die Aussagen weder belegen noch verneinen – lesens- und beobachtenswert sind sie aber sicherlich.
SpiegelOnline: EU will Verbraucher zum Stromsparen zwingen
Im SpiegelOnline ist zu lesen, dass die EU respektive der EU-Kommisar Oettinger die Bürger zum Stromsparen und zu mehr Energieeffizienz zwingen will. Das ist insofern überaus ungeschickt, als die Glühbirnen-Krise eigentlich hätte zeigen können, dass es mit weiteren Gängeleien nicht getan ist.
Der angedachte Weg ist auch mal wieder eine merkwürdige Blüte. Durch den Mehrversand von Rechnungen (nicht mehr jährlich, sondern monatlich) und den damit verbundenen Mehraufwand soll der Minderverbrauch bei der Energie von 1,5% pro Jahr durch den Stromversorger beim Endkunden „durchgesetzt“ werden. Das ist jetzt in meinen Augen noch bekloppter als die Zwangsverordnung von Energiesparbirnen unterhalb der 60 Watt. Wie wäre es, für Aufklärung der Bevölkerung zu sorgen und energieeffiziente Technologien nicht nur zu erklären sondern zügig zur Marktreife zu bringen statt den Verbraucher zu gängeln? Außerdem halte ich es für genauso bescheuert wie die E10-Einführung, das jetzt wieder über irgendwelche Firmen abwickeln zu wollen. Ein Bonus-System für Energieeinsparung BEIM ENDKUNDEN wäre in meinen Augen deutlich sinnvoller gewesen.
Die Idee, im Bereich der öffentlichen Hand zwangsweise die Beschaffung energieeffizienter Technologien vorzuschreiben, ist prinzipiell nicht dumm, hat aber den Pferdefuß, dass viele Sanierungen und Erneuerungen an verfügbaren Mitteln hängen. Das heißt in der Konsequenz, dass einige Anschaffungen nicht getätigt werden können, weil die vorgeschriebene Technologie zu teuer fürs Budget ist, man aber ins nächste Jahr keine Rücklage dafür bilden darf… auch so ein Hund, der sich in den Schwanz beißt.
Alleingang beim Atomausstieg?
Der Spiegel online meldet, die europäischen Nachbarländer wären irritiert. Irritiert über den „Deutschen Alleingang in Sachen Atomausstieg“. Besonders pro-Atom-Nationen sind quasi vollkommen verwirrt, hatte man doch angenommen, die von der SPD und den Grünen einstmals eingeleitete Atom-Endrunde wäre bestenfalls eine fixe Idee. Um so deutlicher zeigt, dass in der EU tatsächlich derartige Annahmen zu existieren scheinen. Und es wird deutlich, dass „unsere Angela“ tatsächlich erst seitdem ihr die Felle seit Fukushima und der Asse recht deutlich bei dem Thema weg schwimmen ernst macht. Nicht ganz ernst, aber eben schon ernst, irgendwie. Ich begrüße den Atomausstieg, und mir kam spontan der Gedanke, dass sich der Energiesparlampen-Wahnsinn der EU so vielleicht doch zum Vorteil auswachsen könnte.
Umso mehr erschrickt es mich dann, dass die EU jetzt so „irritiert“ ist. Liebe Leute, der Ausstieg war vor dem Gemurkse von Schwarz-Gelb einmal beschlossene Sache. Und wenn niemand „vorgeht“, kann auch keiner in Fußstapfen treten. In Deutschland besteht meiner Ansicht nach eines der größten Potenziale für „saubere Energie“ (auch da ist nicht alles Gold, was glänzt – jedenfalls aber was einerseits die Umweltfreundlichkeit der neuen und zu entwickelnden Technologien und andererseits die Schadensbilanz im Falle eines Unfalls angeht); wir haben gute Ideen, technisches Know-How und brauchen Innovationen um „das Wachstum zu halten“. Entsprechend sollte meiner Meinung nach (und ich bin ja nun wirklich nicht anti-europäisch eingestellt) die EU etwas flexibler zeigen, schließlich sind wir nicht nur Zahlmeister und Melkkuh (oder auch Schlachtvieh), sondern auch noch denkende Bürger eines Staates, der zwar sicherlich auch von der EU profitiert, aber auch eine ganze Menge mit gestaltet hat. Man kann sich nicht auf Dauer auf Katastrophentechnik ausruhen.
Ganz davon abgesehen ist der Gedanke, Deutschland solle bei seinem Ausstieg auch an die Folgen für die Nachbarländer denken, natürlich vollkommen korrekt – als freundliche Anregung mit einem kurzen Lob für den „mutigen Schritt“ oder so ähnlich, wäre es aber weniger sauer aufgestoßen als wenn Irritationen einiger Kommissare dazu führen, dass sich ein souveräner Staat respektive seine Bevölkerung der Denke gegenübergestellt sieht, man dürfe ohne die EU nicht an der nationalen Energiepolitik arbeiten. Das wiederum ist nämlich mein Gedanke: „Ach, jetzt müssen wir uns nicht nur vorschreiben lassen, dass wir Energiesparbirnen zu nutzen haben weil es die anderen nicht mehr gibt, jetzt müssen wir uns auch noch vorschreiben lassen, gefährliche Technik verwenden zu müssen, um diese Dinger zu betreiben!“. Ich weiß schon, worauf antieuropäische Tendenzen gründen…
Windenergieförderung gefordert
Na das liebe ich ja schon wieder. Erst die Atomkraft geil finden und kaum mag man die aufgrund aktueller Ereignisse noch weniger als vorher, nach höherer Förderung für Offshore-Wind schreien. Statt einfach mal die Zukunftsperspektiven regenerativer Energien von sich aus anzugehen…
SpiegelOnline: „Um den Ausstieg aus der Kernkraft zu beschleunigen, müsse es mehr Investitionsanreize für alternative Energiequellen wie Offshore-Windparks geben.“ und „Die Rendite für die Betreiber der Offshore-Windparks würde von heute sieben auf bis zu zwölf Prozent steigen, schätzt die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG.“
Ich finde ansonsten den Ansatz, die Förderung höher aber kürzer zu gestalten, gar nicht dumm. Allerdings frage ich mich immer noch, wer das Märchen vom billigen Atomstrom noch glauben soll, und warum Windparks offshore nicht schon länger intensiv verfolgt werden. Erinnert mich ein wenig an die Debatte um CO2-Ausstoß von Motoren und der Debatte um Hybrid- und Wasserstoffautos. Da will auch niemand so recht den ersten Schritt machen. Auch sehr schade.
Atomausstieg und Energieeffizient
Lesenswert sind der Artikel „Der lange Ausstieg aus der Atomkraft“ bei Telepolis und sind auch die Hinweise des Umweltbundesamtes zu Energieeffizienz bei der Stromerzeugung und die weiterführenden Links.
Weniger Autos?
„Kretschmann will weniger Autos„, das war die Titelzeile eines Spiegel-Artikels heute online. „Wir müssen in Zukunft Mobilitätskonzepte verkaufen und nicht nur Autos“, so wird Herr Kretschmann von den Grünen zitiert. Hand aufs Herz, ist da der von Panik getriebene Aufschrei gerechtfertigt: „Winfried Kretschmann wandelt auf einem schmalen Grat, wenn er weniger Autos bauen lassen möchte. Weniger Autos bedeuten weniger Wohlstand und weniger Arbeitsplätze. Die Autoindustrie ist wesentliche Grundlage und bedeutendes Markenzeichen der Industrie und auch des Wohlstandes.“? Ich denke nicht, dass das gerechtfertigt ist. Manchmal sollte man einfach einmal zuhören und nachdenken, bevor man loskrakelt.
Natürlich brauchen wir nicht unbedingt weniger Autos, schon gar nicht in einem Ausmaß, der der Industrie ganze Herzinfarkte beschert. Wir brauchen aber weniger unnötig gefahrene Autokilometer und mehr Bewegung, mehr Bewusstsein für eine sparsame Ressourcennutzung und weniger CO2-Emissionen im Allgemeinen. Da wir auch von Atomkraftwerken Abstand nehmen, sollte man sich überlegen, auf welchen Wegen das noch so geht. Und da selbst im Verkehrsministerium ja keine Denkverbote existieren (was man bei der letzten Novellierung der StVO manchmal hat bezweifeln können), warum sollte dann ein frisch gewählter Politiker eines Landes nicht einmal etwas provokant eine These in den Raum werfen, die „in die Zeit passt“?
Energiewende: Meinung und neue Kategorie [Update 23.04./16:25]
Nachdem ich SpiegelOnline I und SpiegelOnline II gelesen habe, habe ich mich für die Anlage einer neuen Kategorie entschieden: Energiewende.
Gezeigt haben mir die beiden Artikel, dass mit ein wenig Glück endlich realistische Zahlen auf den Tischen landen, anhand derer man die Situation und die nötigen Anstrengungen endlich einmal bewerten kann. Natürlich ist eine „Energiewende“ nicht zum Nulltarif zu haben, billiger als ein Atomunfall wird es aber sicherlich. Das Thema wird noch interessant, speziell wenn man sich die kreativen Lösungen anschaut, die plötzlich aufkommen (wie z.B. die Stromleitungsnetze der Bahn „einfach mit zu nutzen“). Pumpspeicher im Harz sind ebenso dabei (nicht im Link, ich suchs die Tage nochmal raus) wie eben solche Lösungen und die scheinbare Abkehr von der schwarz/weißen Ansicht, Strom würde nur in Offshore-Windparks generiert und müsste dann quer durch Europa (oder wenigstens Deutschland) touren.
[Update 23.04./16:25]: Der HarzKurier berichtete am 18.04.2011 und bereits am 25.10.2010 über die Nutzbarkeit des Harzes respektive des Oberharzer Wasserregals als Energiespeicher. Auch die taz brachte relativ umfangreiche Informationen. Dieses kurze Ergebnis einer Suche im Netz listet sicher nicht alle Quellen auf; im Kontext der diversen Links fanden sich auch Hinweise zu dezentralen Energieversorgunsszenarien durch Blockheizkraftwerke, Kraft-Wärme-Kopplung in anderen Zusammenhängen und Photovoltaik/Solarthermie in Kombination mit Holz-Pellet-Öfen und der Speicherung von Wärme in verschiedenen Materialien z.B. zur Versorgung von industriellen (Büro-)Anlagen durch selbst generierte Wärme. Auch Kühlung ist mit Sonnenenergie mittlerweile machbar. Schön zu sehen, dass langsam eine gewisse Weit- und vor allem Breit-Sicht auf die regenerativen Energiequellen beginnt.