Verbesserte Rezeptur: Griff ins Klo

Normalerweise trinke ich gern Cappuccino. Italienisch im Café oder auch aus Pulver am Morgen, deutlich weniger „echt“. Als ich den knallroten Warn-Aufkleber „Neu: verbesserte Rezeptur“ auf der Dose meines bisher bevorzugten Pulver-Produkts gesehen habe, hätte ich die Finger davon lassen sollen. Ein Vergleich der Zutaten nach dem Kauf mit der alten Mischung offenbarte, dass Sand (Siliziumdioxid), Glukosesirup und Aroma dazu gekommen sind, aus 15% Bohnenkaffee-Anteil dafür aber 12% wurden. Das klingt erstmal nicht viel, ist aber eine Verringerung des Kaffee-Anteils um 20% (=3 Prozentpunkte von 15)!

Nach dem Aufgießen fand ich einen Haufen merkwürdigen Schaums auf meiner Tasse, der nach kurzem Umrühren und einer merkwürdig anmutenden Art, den Löffel zu verlassen, zusammenfiel und knapp 1cm „Luft“ in der Tasse hinterließ. Nachgeben von heißem Wasser führte zu nicht viel; die Tasse war dann wieder voll, am Tisch allerdings war nochmal ein Rückgang des Füllstands zu vermerken – wohlgemerkt ohne dass ich auch nur einmal an der Tasse geschlürft hätte oder dies jemand anderes getan hat.

Laut Zubereitungsempfehlung auf der Packung sind nicht mehr wie früher 3-4 Teelöffel, sondern jetzt 4-5 Teelöffel pro Tasse vom Pulver zu verwenden.

Im Fazit heißt dass, dass der Kunde ein Produkt kaufen soll, das einen geringeren Wert an Inhaltsstoffen hat, dafür aber höher im Verbrauch ist. Das ist dann eine „verbesserte Rezeptur“? Sorry, Leute: Veralbern kann ich mich auch alleine…

Aus Gründen des Selbstschutzes verrate ich hier die Marke nicht; es handelt sich allerdings um einen namhaften Hersteller derartiger Instant-Produkte, von dem ich ein solches Gebaren eher nicht erwartet hätte. Es ist keinesfalls ausgeschlossen, dass mein Geschmack einfach ein anderer als der der Masse ist und natürlich steht es einem Hersteller frei, seine Produkte zu verändern – hier ist dies zwar meiner Meinung nach objektiv begründet zuungunsten des Kunden ausgefallen, vielleicht gibt es aber viele Kunden, denen das Produkt jetzt besser gefällt, der Markt wird es regeln.

Das betroffene Unternehmen bietet einige Alternativ-Produkte im Cappuccino-Bereich sowie auch gänzlich andere und durchaus schmackhafte Instant-Produkte an, teilweise mit leicht höherem Preis – so abschreckend die geschilderte Erfahrung also war, ist meiner Meinung nach ein Boykott dieses Herstellers natürlich nicht sinnvoll; vielmehr kaufe ich dieses eine Produkt nicht mehr und werde nach einigen Tagen des Aufbrauchens der gekauften Packung überprüfen, ob ein Gewöhnungs-Effekt eintritt, oder das Produkt tatsächlich so mies ist wie es beim ersten Versuch auffiel. Alternativen gibt es ja, von mehreren Herstellern, auch von dem von diesem einen Produkt betroffenen.