Sponsoringaktion mit Nebenbedingung: Kinderfotos auf Facebook?!

Nicht erst heute, als Golem eine neue Meldung zu diesem Thema brachte, hatte ich meine Meinung gefasst. Erst heute verfasse ich aber einen Blogeintrag, denn ein bisschen Substanz ist mir idR. wichtig, dazu gehört auch eine gewisse Hintergrundrecherche und Veröffentlichung ebendieser durch andere Medien:

  1. Die Bedingung eines Sponsors, dass Fotos einer Erzählstunde in einer Grundschule auf Facebook veröffentlicht werden dürfen, empfinde ich persönlich als einen Witz. Die Ausgabe von Werbebriefen an die Eltern oder eine öffentliche Meldung des Sponsorings (z.B. „Versicherung ABC unterstützt Besuch einer Erzählerin an hiesiger Grundschule“) hätte ich eingesehen. Dass aber das Einverständnis zur Veröffentlichung von Fotos auch der den Erzähler besucht habenden Kinder eingefordert wird, ist hart. Wohlgemerkt – solange es nicht um eine kurze Berichterstattung im redaktionellen Teil einer gedruckten Tageszeitung mit einem Übersichtsbild geht, sondern um eine unbeschränkte Online-Veröffentlichung beliebiger Fotos noch dazu bei facebook.
  2. Dass nicht einmal hinterfragt wird, warum sechs von 45 Eltern diese Veröffentlichung nicht wünschen bzw. dass diese Entscheidung dazu führt, dass dann diese sechs Kinder anderweitig betreut werden und ihnen der Erzählerbesuch vorenthalten wird, verstehe ich – im Kontext einer Grundschule – nicht. Es ist jedermanns Recht, der Veröffentlichung nicht zuzustimmen. Besuche ich eine öffentliche(!) Aufführung, muss ich damit rechnen, dass Fotos von mir irgendwo landen, auf denen ich wenigstens Beiwerk bin. Eine solche Veranstaltung in einer GRUNDschule kann ich nicht als „öffentlich“ bezeichnen, speziell da sie vermutlich nicht dem puren Kommerz, sondern vorrangig dem Erlebnis der Kinder gewidmet war. Auch wollte nicht der Künstler/Erzähler z.B. die DVD-Produktion eines Kindermusicals aufzeichnen und hat im Vorfeld DEUTLICH darauf hingewiesen, dass es eine Produktion aus dieser Geschichte gibt (bzw. beim Kauf der Eintrittskarte eindeutig erklärt, dass durch den Kauf der Karte und den Besuch der Veranstaltung eben dieses Einverständnis erklärt wird), sondern wollte hier ein SPONSOR irgendetwas mit den Bildern machen, vermutlich sein Sponsoring darlegen, vielleicht mehr oder auch nicht.
  3. Die neu ernannte Schulleiterin hatte um eine schriftliche Zustimmung der Eltern gebeten. Sie habe wegen Zeitdrucks über die Situation nicht weiter nachgedacht, sagte sie. (Golem.de) – okay, schriftlich ist ein guter Ansatz. Dass sie wegen Zeitdrucks nicht weiter nachgedacht habe, disqualifiziert.
  4. Die Kinder seien eigentlich nicht „ausgeschlossen“ worden, sie seien in anderen Gruppen betreut worden. (Golem.de) – ähjanee. Die Kinder sind also doch von der Aktion mit dem Geschichtenerzähler ausgeschlossen worden, da sie ja anderweitig betreut wurden. Manchmal sollte man besser einfach nichts sagen als argumentativen Bullshit zu erzählen, denn anders kann ich diese Aussage einfach nicht mehr bezeichnen. Aufgrund der Bedingung eines Sponsors und dem Nicht-Einverständnis der Eltern durften sechs Grundschulkinder dem Erzähler nicht zuhören. Punkt. Selbst wenn ihnen von jemand anders exakt dieselbe Geschichte vorgelesen wurde, hätten sie nicht mit ihren Schulkameraden und Freunden demselben Erzählr gelauscht. Das zählt für mich als „ausgeschlossen“.
  5. Wir werden noch sorgfältiger bei der Auswahl von Sponsoren sein. (Golem.de) Hmja, das ist ein Ansatz. Wobei ich persönlich hier nicht die Auswahl des Sponsors, sondern dessen Bedingungen in Hinblick auf sein Sponsoring in den Fokus rücken möchte. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass bei Sponsoring-Gesprächen manchmal zu Beginn eine vorbehaltsfreie Zahlung stattfinden soll. Dann ist es nur eine Deckungszusage, sofern ein ausführlicher Bericht in der Zeitung erscheint. Dann muss ein Fahrzeug des Sponsors auf dem Hof exponiert werden und zwei Banner/Beachflags sollen rechts und links der Bühne stehen/hängen, dafür gibt es dann 50% der Kosten. Merke: Wenns verschwurbelt formuliert wird, sich die Bedingungen plötzlich ändern oder irgendwelche Forderungen kommen, die die Rechte Dritter berühren, lehne das Sponsoring ab.

Immerhin: Ich denke, durch die öffentliche Berichterstattung ist erstmal wieder für ein oder zwei Jahre sensibilisiert worden, und so ganz falsch hat sich die Schulleitung insofern nicht verhalten, als sie einen zwar etwas holprigen Weg gewählt aber die Eltern gefragt und nicht pauschal deren Einverständnis erklärt hat. So ungeschickt also der Ausschluss der Kinder war, ist das Verhalten grundsätzlich in die richtige Richtung gegangen: Transparenz, schriftliche Befragung der Erziehungsberechtigten und dann – leider – der Ausschluss derjenigen, die der Bedingung nicht zustimmten, so dass diesen kein Schaden entstand (außer dem verpassten Erzähler, was für ein Kind schon hart sein kann, das außerdem ja den Komplex „Recht am eigenen Bild“ etc. kaum wird verstehen können).